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= Gerstruben
, die. [i dr gˈeɐ®ʃtrˌuːbə] Verlassene Ortschaft.
Personenname | die Gerstruwerin | 1361 | VOCK, 417 |
in der Gerstrubin | 1447 | GUSoRe | |
an die gerstRubin stößt ainhalb die ˚Vgenalb | 1456 | Urk, Stadtarchiv Kempten | |
uss der hindren gerstro halben | 1459 | Urk, PfAO | |
uss der obren gerstro halber | 1459 | Urk, PfAO | |
…ab der Vordern (und hindern?) Gerstrubin | 1482 | HANALit6721 | |
aus Haintzen Gerstrubers in der Gerstrubin gesessen, gelegen gut | 1472 | GUSoRe | |
Gerstrobn, Gerstroby | ca. 1518 | SANDERI | |
Gerstruben | 1600 | HANALit1036 |
Belege mit Gerstraw (1479 KUEBLER, III, 296) oder Gerstau ANICH, 1774 sind als Entstellungen zu werten.
Siedlung am Eingang des Dietersbachertales in ca. 1155 m Höhe an einer sonnigen, von Nn und geschützten Hangkuppe. Sie war eine von Oberstdorf unabhängige Gemeinde, die wenigstens im 15. unter Tiroler Oberhoheit stand. Dieser Zustand hat aber höchstenfalls bis 1600 gedauert. Nach dem Pfarrbeschrieb von 1858 umfaßte das Dörflein damals außer einer Kapelle 9 Häuser, 8 Familien mit 48 Seelen und hatte einen eigenen Gemeindsmeister. Die Ortschaft wurde 1892 verlassen, als sich wegen eines geplanten Kraftwerkbaues eine günstige Gelegenheit zum Verkauf bot. Heute ist nur mehr das Gasthaus ganzjährig bewohnt.
Die lokale Überlieferung berichtet, daß Gerstruben älter sei als Oberstdorf. Dafür gibt es keine urkundlichen Anhaltspunkte. Sicher ist aber die Siedlung sehr alt. Den Personennamen die Gerstruwerin, der in einem Teilungsvertrag der Heimenhofen von 1361 erscheint, dürfen wir als Beweis dafür nehmen, daß sie damals schon als Dauersiedlung existierte. Wenn 1447 ein Heinz Gerstruber auf sein gut das ist die Gerstrubin halb durchaus Geld aufnimmt, läßt sich daraus wohl schließen, daß sich um diese Zeit zwei Bauern in die Gerstrube teilten. Die von 1600 und 1637 bringen 6 bzw. 5 Steuerpflichtige. Dann scheint im 18. der Höhepunkt der Entwicklung erreicht. Das Steuerbuch von 1746 nennt 12 steuerpflichtige Grundbesitzer, eine Häuserliste von 1767 10 Häuser, ebenso erscheinen 1798 10 Hausbesitzer und 1810, 1812 wieder 10 Schindel gedeckte Häuser. Schon bei der Erstellung des Katasters werden zwar 9 Hausnummern, aber nur 8 Besitzer gezählt. Das selbst stellt nur mehr 7 Häuser und eine leere Hofstatt dar.
Auffallend ist, daß unter der Bevölkerung Gerstrubens so viele Walser Familiennamen auftauchen: Beiser, Berchtold, Kappeler, Matt, Schugg und Wiestner. Ebenso wird es nicht nur der Lage Gerstrubens zuzuschreiben sein, wenn dort nach Walser Art Wohnhaus und Stall getrennt erstellt waren, was teilweise dann später wieder abgeändert wurde.
wegen Trennung von -ruben in - und ruben Über den Namen Gerstrubens ist schon viel gehandelt worden; er ist sicher deutsch, wenn auch das Grundwort -ruben ein Lehnwort aus dem Romanischen ist ( Ruben). Die urkundlichen Belege zeigen in der Endung bis 1600 (9 mal) fast durchwegs -in, von 1600 bis zur Katastrierung laufen -en und -i (-y). Die Belege mit -o von 1459 + 1518 stammen aus der Kanzlei des tirolischen Ehrenbergs. Umlaut ist mit einer Ausnahme trotz der Endsilbe auf -in nirgends angedeutet. Überlieferungsprobleme bestehen also praktisch nicht, wenn man von der Tendenz zur -i, -j, -y Schreibung im Auslaut absieht, die ich auf Walsereinfluß zurückführen möchte.
Das Gerst- (zu Gerste) wird im Gegensatz zur weiter talein gelegenen Wiesrube gegeben worden sein. Die vordere Rube, die einen besseren Boden besaß, wird man bei der Ansiedlung mit Gerste bebaut haben, während die hintere als Wiese oder Weidegrund belassen wurde. Das entspricht, wenn auch mit anderer Begründung der Deutung KUEBLERs (III, 296). GRUBERs Herleitung aus dem cresta de rovina ist zu unwahrscheinlich. Sie geht übrigens auf BUCK zurück.
Gerste war das Getreide der Höhenlage und im Schnalsertal (Südtirol), wo die hochgelegenen Höfe als Gras bezeichnet werden, gibt es einen Hofnamen GerstgrasFreundl. Mitteilung von Prof. Dr. K. Finsterwalder, Innsbruck.. Im Laternsertal kommt der hochgelegene Gerstenboden vor. Als Metapher gilt der Name Gerstfeld sogar für eine unfruchtbare Schrattenfläche auf der Reiteralm bei Reichenhall.
Für Rube vor rovena Murbruch muß ein Bedeutungswandel über Murgang zu Murkegel angenommen werden. Er ist durch die übrigen Namen auf -rube gut beglaubigt.
KUEBLER, III, 296 GRUBER, 344. BAUMANN, I, 66. == LaTeX Quelltext
\Flur{Gerstruben} {die} {verlassene Ortschaft} {i d\.r g\'e{\ed}(r){\sch}tr\`{\_u}b{\eh}} { \begin{tabular}{ l p{4.5cm} r l } \PN\ & \QUELLE{1361}{die Gerstruwerin} & 1361 & \cite[417]{VOCK}\\ & \QUELLE{1447}{in der Gerstrubin} & 1447 & \cite{GUSoRe}\\ & \QUELLE{1456}{an die gerstRubin st"o"st ainhalb die \diatop[\overring|\textfrak{V}]genalb} & 1456 & Urk Stadtarchiv Kempten\\ & \QUELLE{1459}{u{\ENDS}{\ENDS} der hindren gerstro halben},\\ & \QUELLE{1459}{u{\ENDS}{\ENDS} der obren gerstro halber} & 1459 & \cite[PfAO]{Urk}\\ & \QUELLE{1482}{\ldots ab der Vordern (und hindern?) Gerstrubin} & \jahr{1482} & \cite{HANALit6721}\\ % komplette Stelle: 6 Pfund Haller ewiger Vall Zins ab der ... & \QUELLE{1472}{au{\ENDS} Haintzen Gerstruber{\ENDS} in der Gerstrubin gesessen, gelegen gut} & 1472 & \cite{GUSoRe}\\ & \QUELLE{1518}{Gerstrobn, Gerstroby} & ca.~1518 & \cite[78 f.]{SANDERI}\\ & \QUELLE{1600}{Gerstruben} & 1600 & \mycite{HANALit1036} \end{tabular} Belege mit Gerstraw (1479 \cite[III, 296]{KUEBLER}) oder Gerstau \cite[1774]{ANICH} sind als Entstellungen zu werten. Siedlung am Eingang des Dietersbachertales in ca.~1155 m H"ohe an einer sonnigen, von \Nn\ und \On\ gesch"utzten Hangkuppe. Sie war eine von Oberstdorf unabh"angige Gemeinde, die wenigstens im 15.~\Jh\ unter Tiroler Oberhoheit stand. Dieser Zustand hat aber h"ochstenfalls bis 1600 gedauert. Nach dem Pfarrbeschrieb von 1858 umfa"ste das D"orf"|lein damals au"ser einer Kapelle 9 H"auser, 8 Familien mit 48 Seelen und hatte einen eigenen Gemeindsmeister. Die Ortschaft wurde 1892 verlassen, als sich wegen eines geplanten Kraftwerkbaues eine g"unstige Gelegenheit zum Verkauf bot. Heute ist nur mehr das Gasthaus ganzj"ahrig bewohnt. Die lokale "Uberlieferung berichtet, da"s Gerstruben "alter sei als Oberstdorf. Daf"ur gibt es keine urkundlichen Anhaltspunkte. Sicher ist aber die Siedlung sehr alt. Den Personennamen \quelle{die Gerstruwerin}, der in einem Teilungsvertrag der Heimenhofen von 1361 erscheint, d"urfen wir als Beweis daf"ur nehmen, da"s sie damals schon als Dauersiedlung existierte. Wenn 1447 ein Heinz Gerstruber auf sein gut \quelle{das ist die Gerstrubin halb durchaus} Geld aufnimmt, l"a"st sich daraus wohl schlie"sen, da"s sich um diese Zeit zwei Bauern in die Gerstrube teilten. Die \StBr\ von 1600 und 1637 bringen 6 bzw.~5 Steuerpflichtige. Dann scheint im 18.~\Jh\ der H"ohepunkt der Entwicklung erreicht. Das Steuerbuch von 1746 nennt 12 steuerpflichtige Grundbesitzer, eine H"auserliste von 1767 10 H"auser, ebenso erscheinen 1798 10 Hausbesitzer und 1810, 1812 wieder 10 \quelle{Schindel gedeckte H"auser}. Schon bei der Erstellung des Katasters werden zwar 9 Hausnummern, aber nur 8 Besitzer gez"ahlt. Das \KB\ selbst stellt nur mehr 7 H"auser und eine leere Hofstatt dar. Auf"|fallend ist, da"s unter der Bev"olkerung Gerstrubens so viele Walser Familiennamen auftauchen: Beiser, Berchtold, Kappeler, Matt, Schugg und Wiestner. Ebenso wird es nicht nur der Lage Gerstrubens zuzuschreiben sein, wenn dort nach Walser Art Wohnhaus und Stall getrennt erstellt waren, was teilweise dann sp"ater wieder abge"andert wurde. \begin{sloppypar} % @@@ wegen Trennung von -ruben in - und ruben "Uber den Namen Gerstrubens ist schon viel gehandelt worden; er ist sicher deutsch, wenn auch das Grundwort -ruben ein Lehnwort aus dem Romanischen ist (\siehe\ Ruben). Die urkundlichen Belege zeigen in der Endung bis 1600 (9 mal) fast durchwegs -in, von 1600 bis zur Katastrierung laufen \mbox{-en} und -i (-y) %@@@ \mbox verhindert Trennung von "-en" in "-" und "en" nebeneinander her. Die Belege mit -o von 1459 + 1518 stammen aus der Kanzlei des tirolischen Ehrenbergs. Umlaut ist mit einer Ausnahme trotz der Endsilbe auf -in nirgends angedeutet. "Uberlieferungsprobleme bestehen also praktisch nicht, wenn man von der Tendenz zur -i, -j, -y Schreibung im Auslaut absieht, die ich auf Walsereinflu"s zur"uckf"uhren m"ochte. \end{sloppypar} Das \BW\ Gerst- (zu \hd\ Gerste) wird im Gegensatz zur weiter talein gelegenen Wiesrube gegeben worden sein. Die vordere Rube, die einen besseren Boden besa"s, wird man bei der Ansiedlung mit Gerste bebaut haben, w"ahrend die hintere als Wiese oder Weidegrund belassen wurde. Das entspricht, wenn auch mit anderer Begr"undung der Deutung \cite{KUEBLER}s (III, 296). \cite{GRUBER}s Herleitung aus dem \romn\ \quelle{cresta de rovina} ist zu unwahrscheinlich. Sie geht "ubrigens auf \cite{BUCK} zur"uck. Gerste war das Getreide der H"ohenlage und im Schnalsertal (S"udtirol), wo die hochgelegenen H"ofe als \name{Gras} bezeichnet werden, gibt es \zB\ einen Hofnamen Gerstgras\footnote{Freundl.~Mitteilung von Prof.~Dr.~K.~Finsterwalder, Innsbruck.}. Im Laternsertal kommt der hochgelegene Gerstenboden vor. Als Metapher gilt der Name Gerstfeld sogar f"ur eine unfruchtbare Schrattenfl"ache auf der Reiteralm bei Reichenhall$^{\thefootnote}$. F"ur Rube \von\ vor\rom\ \abgeg rovena \means{Murbruch} mu"s ein Bedeutungswandel "uber Murgang zu Murkegel angenommen werden. Er ist durch die "ubrigen Namen auf -rube gut beglaubigt.} {%so lassen \cite[III, 296]{KUEBLER}. \hfill \cite[344]{GRUBER}. \hfill \cite[I, 66.]{BAUMANN} }